ENTWICKLUNG DES ZUKUNFTSMARKTES IN DEN JAHREN 2001 BIS 2017
ENTWICKLUNG
PFLEGEMARKT
2001 – 2017:
Innerhalb von 16 Jahren ist in
allen Pflegebereichen der
Bedarf aufgrund der
demografischen
Entwicklung stark
angestiegen.
• Heimquote beträgt
im Durchschnitt rund 30 %
• Anzahl der
Pflegebedürftigen
steigt um 67 %
• Anzahl der
Heimversorgten
steigt um 52 %
• Anzahl der Pflegeheime
steigt um 58 %
Der steigende Trend
wird sich in den
nächsten 15 Jahren
weiterhin fortsetzen.
Bereits in den letzten 16 Jahren zeigte der Pflegemarkt in Deutschland eine starke Dynamik aufgrund der demografischen Entwicklung. Statistisch erfasst ist bisher der Zeitraum bis 2017. Die nachfolgend aufgeführten Zahlen basieren auf der amtlichen Pflegestatistik 2001 bis 2017, welche seit Einführung der Pflegeversicherung gesetzlich vorgeschrieben ist und von den statistischen Landesämtern alle 2 Jahre durchgeführt wird.
Von 2001 bis 2017 ist die Gesamtzahl der Pflegebedürftigen (inklusive häusliche Pflege, ambulante Pflege und stationäre Pflege) um knapp 1.375.000 gestiegen. Dies entspricht einer Steigerung von rund 67 %. Einen besonderen Schub gab es dabei von 2015 zu 2017 mit einer Steigerung von 19,4 %, welcher auf die Einführung des neuen und weiter gefassten Pflegebedürftigkeitsbegriffs aufgrund des Pflegestärkungsgesetzes II zum 01.01.2017 zurückzuführen ist.
Die Gesamtzahl der in Pflegeheimen Versorgten nahm im gleichen Zeitraum um ca. 317.500 zu. Die Anzahl der Heime stieg um 5.315 auf 14.480 Pflegeheime in 2017 und entspricht einer Zunahme von 58 %. Von diesen Pflegeheimen sind 42,6 % in privater Trägerschaft und 52,7 % gemeinnützig. Die verbleibenden 4,7 % entfallen auf kommunale oder sonstige öffentliche Träger.
Quelle: Amtliche Pflegestatistik des Bundes und der Länder, Statistisches Bundesamt Wiesbaden
PROGNOSTIZIERTE ENTWICKLUNG DES PFLEGEMARKTES BIS 2035
Bisherige Prognosen hinsichtlich der Entwicklung der Pflegebedürftigen bis 2030 wurden mit der Pflegestatistik 2017 bereits eingeholt. Demnach sollte die Gesamtanzahl der Pflegebedürftigen in Deutschland bis zum Jahr 2030 voraussichtlich auf ca. 3,5 Millionen ansteigen. Die Pflegestatistik 2017 weist aber bereits eine Gesamtanzahl von rund 3,4 Millionen Pflegebedürftigen aus.
Nahezu alle verfügbaren Studien sagen einen Anstieg der Pflegebedürftigen voraus. Insbesondere neueren Prognosen zufolge wird die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland die Marke von 4 Millionen bis 2035 deutlich übertreffen. Ausgewählte Studien, wie der Pflegereport 2019, gehen sogar davon aus, dass allein im Bereich der gesetzlich versicherten Pflegebedürftigen die Anzahl auf über 5 Millionen bis 2050 ansteigen kann.
Aufgrund des engen Zusammenhangs zwischen der demografischen Entwicklung und Pflegebedürftigkeit werden die Prognosen mit einem deutlich steigenden Bedarf an Pflegeleistungen einhergehen.
Der Bedarf an einer häuslichen Versorgung wird weiter stark ansteigen, jedoch nicht mehr in dem bisher üblichen Maß gewährleistet werden können. Dies liegt zum einen daran, dass aufgrund der demografischen Entwicklung und steigenden Berufstätigkeit immer weniger jüngere Angehörige die häusliche Pflege werden leisten können. Zum anderen ergibt sich künftig wegen der Zunahme der Hochbetagten, und dem damit oftmals verbundenen Bedarf einer Schwerstpflege, ein generell größerer Bedarf an stationärer Pflege.
DIE ZAHL DER PFLEGEBEDÜRFTIGEN IN DEUTSCHLAND WIRD PROGNOSEN ZUFOLGE AUF ÜBER 4 MILLIONEN BIS 2035 ANSTEIGEN.
Quelle: Pflegestatistik 2007-2017, Statistisches Bundesamt Wiesbaden; GWS DISCUSSION PAPER 2019 / 4, GWS mbH; IW-Report 33/18, Institut der Deutschen Wirtschaft; Pflegeheim Rating Report 2020, RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung et al.; Pflege-Report 2019, Klaus Jacobs et al.
PROGNOSEN ZUR ENTWICKLUNG DER ANZAHL DER VOLLSTATIONÄR VERSORGTEN PFLEGEBEDÜRFTIGEN BIS 2040
Bis 2040 wird der Anteil der in Heimen vollstationär versorgten Pflegebedürftigen auf voraussichtlich 1,09 Millionen bis 1,41 Millionen deutschlandweit ansteigen.
Quelle: GWS DISCUSSION PAPER 2019 / 4, GWS mbH; Pflegeheim Rating Report 2020, RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung et al.
Der Anteil der stationären Versorgung in Pflegeheimen im Verhältnis zur Gesamtzahl der Pflegebedürftigen wird bis 2040 weiter ansteigen.
Politisch gefördert wird unverändert der Grundsatz „ambulant vor stationär“. Der Bedarf an stationären Pflegeplätzen wird künftig jedoch deutlich höher liegen als bisher bei durchschnittlich 30 Prozent. Obwohl ein stetiger Zuwachs durch Neubauten erfolgt, zeichnet sich kontinuierlich eine steigende Auslastung der Pflegeheime ab und zeigt laut einer Studie der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbH (GWS) eine durchschnittliche Belegung von mehr als 92 % an.
Durchgeführten Projektionen im Pflegeheim Rating Report 2020 des RWI zufolge wird die Anzahl der in Heimen vollstationär versorgten Pflegebedürftigen auf 1,17 Millionen bis 2040 ansteigen (bei Kombination der untersuchten Szenarien). Dies entspricht einer Steigerung von 43 % gegenüber 2017 mit rund 818.000 vollstationär versorgten Pflegebedürftigen. Die Bandbreite der zu Grunde gelegten Szenarien liegt dabei zwischen 1,09 Millionen (+33 %) bis 1,41 Millionen (+72 %) vollstationär versorgten Pflegebedürftigen.
Die pflegerischen Versorgungsleistungen von stationären Angeboten werden auch zukünftig eine zunehmend große Rolle bei der Bewältigung der Versorgungssicherheit der Pflegebedürftigen in Deutschland einnehmen.
VERSORGUNGSLÜCKE PFLEGEHEIMPLÄTZE BIS 2030
Die aktuelle Bautätigkeit deckt nicht den Bedarf an neuen Pflegeplätzen.
Der prognostizierte Nachfragezuwachs an zukünftig vollstationär zu versorgenden Pflegebedürftigen zieht einen entsprechenden Bedarf nach sich, sodass die Bereitstellung zusätzlicher Pflegeplätze erforderlich wird.
Ausgewählte neuere Studien sagen im Rahmen von Prognoseberechnungen unter Ansatz verschiedener Szenarien einen Zusatzbedarf zwischen 157.000 bis 340.000 zusätzlichen stationären Pflegeplätzen bis 2030 voraus.
Der Pflegeheim Rating Report 2020 berechnet konkret gegenüber dem Status 2017 einen Zusatzbedarf von rund 229.000 vollstationären Pflegeplätzen bis 2030 und rund 378.000 vollstationären Pflegeplätzen bis 2040.
Hierbei nicht einberechnet ist der Ersatz von Abgängen älterer, nicht mehr marktgerechter Pflegeimmobilien.
Bis 2030 ergibt sich ein prognostischer Zusatzbedarf von voraussichtlich 157.000 bis 340.000 stationären Pflegeplätzen deutschlandweit.
Quelle: GWS DISCUSSION PAPER 2019 / 4, GWS mbH; Pflegeheim Rating Report 2020, RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung et al.
Auf Grundlage der Prognosen des Pflegeheim Rating Report 2020 besteht zwischen 2017 und 2030 ein erforderlicher Kapitalbedarf für Neu- Investitionen von 28,1 Mrd. Euro, welcher sich schätzungsweise auf 43,9 Mrd. Euro bis 2040 summieren kann. Für die Erneuerung zum Erhalt von älteren und strukturschwachen Bestandspflegeheimen werden zusätzlich weitere 65,0 Mrd. Euro bis 2040 prognostiziert. In Summe besteht ein Kapitalbedarf von schätzungsweise rund 108,9 Mrd. Euro bundesweit bis 2040.
Quelle: Pflegestatistik 2001-2017, Statistisches Bundesamt Wiesbaden; IRE|BS Studie zum PFLEGEMARKT 2030, International Real Estate Business School; Pflegeheim Rating Report 2020, RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung et al.; Pflegeheim-Atlas Deutschland 2018, Wüest Partner Deutschland / W&P; PFLEGEIMMOBILIEN REPORT 2016/2017, CBRE GmbH et al.
Bis 2030 ergibt sich ein Zusatzbedarf von voraussichtlich ca. 355.000 stationären Pflegeplätzen ab 2016.
Die Pflegeleistungen werden auch in Zukunft aufgeteilt zwischen der häuslichen Pflege durch Angehörige, ambulanter Pflege und stationärer Pflege in Pflegeheimen. Nachfolgend ist die Entwicklung und Gewichtung in den einzelnen Bundesländern von 2009 bis 2030 dargestellt.